• Home
  • /
  • Meldungen
  • /
  • Ungewissheit in deutscher Wirtschaft hält an – ein schwieriges Jahr steht womöglich bevor

01.12.2022

Ungewissheit in deutscher Wirtschaft hält an – ein schwieriges Jahr steht womöglich bevor

Angesichts der nach wie vor bestehenden Belastungen durch Preissteigerungen, Rezessionssorgen, Liefer- und Rohstoffengpässe sowie Arbeitskräftemangel bleibt der Ausblick für die deutsche Wirtschaft weiterhin mit dunklen Wolken verhangen. Einzelne Daten – etwa der jüngste Rückgang der Erzeugerpreise sowie aktuelle Erwartungen, dass die bevorstehende Rezession weniger schlimm verlaufen könnte als bis vor Kurzem angenommen – hellen zwar die Aussichten für das kommende Jahr ein wenig auf, stellt der Bundesverband deutscher Banken in seinem aktuellen Quartalsbericht „Unternehmensfinanzierung aktuell“ fest. Insgesamt bleiben die Perspektiven laut der Interessenvertretung der privaten Banken in Deutschland aber getrübt.

Beitrag mit Bild

© fotogestoeber / fotolia.com

Zu dem inzwischen etwas weniger pessimistischen Wirtschaftsausblick hat dem Bankenverband zufolge unter anderem die überraschend gute wirtschaftliche Entwicklung im dritten Quartal dieses Jahres beigetragen. Getrieben durch insgesamt solide aufgestellte Unternehmen sowie eine kräftige Nachfrage der privaten Haushalte seien die Wachstumszahlen im Sommer deutlich besser ausgefallen als erwartet. Aktuelle Prognosen für die kommenden Monate gehen gleichwohl von einem Rückgang der gesamtwirtschaftlichen Leistung in Deutschland aus. Hintergrund sind laut der Autoren des Quartalsberichts die nach oben schießenden Produktionskosten der Unternehmen und der kräftige Kaufkraftverlust auf Seiten der Verbraucher. Die meisten Konjunkturprognosen lassen daher nach wie vor eine Rezession im Winterhalbjahr erwarten; aus heutiger Sicht dürfte sie aber deutlich milder ausfallen als noch vor Kurzem befürchtet.

Staatliche Unterstützungsmaßnahmen sorgen für abmildernde Effekte

Abmildernde Effekte dürften demzufolge unter anderem von den staatlichen Unterstützungsmaßnahmen wie der Dezember-Soforthilfe und der Erdgas-Wärme-Preisbremse ausgehen, die spätestens im Laufe des ersten Quartals 2023 zu Entlastungen bei Unternehmen und Verbrauchern führen sollen. Auch scheint – anders als noch vor wenigen Monaten prognostiziert – die Gasversorgung zumindest für diesen Winter gesichert, auch dank der substanziellen Energieeinsparungen seitens der Wirtschaft und privater Haushalte sowie durch den erhöhten Rückgriff auf LNG-Gas.

Entwicklung der Unternehmensinsolvenzen bleibt volatil

Wenngleich die Stimmung gedrückt ist, zeichnet sich die gegenwärtige Lage der Unternehmen nach Angaben des Bankenverbandes nicht selten durch solide Umsatzzahlen, Gewinne oder volle Auftragsbücher aus. Auch die Entwicklung der Unternehmensinsolvenzen bleibe unaufgeregt, wobei die bereits in den letzten Monaten erkennbare Volatilität der Insolvenzzahlen nach wie vor Interpretationsschwierigkeiten bereitet. Ungeachtet dessen könne davon ausgegangen werden, dass in den kommenden Monaten mehr Unternehmen Insolvenz anmelden werden. Und die konjunkturellen Vorzeichen führen – ähnlich wie auch schon während der vergangenen zweieinhalb Pandemiejahren – zu dem Effekt, dass sich Unternehmen in erster Linie um die Stabilisierung ihres Bestandsgeschäfts bemühen und kaum Kapazitäten für Investitionen aufweisen, so die Einschätzung der Autoren des Quartalsberichts.

Nachfrage nach kurzfristigen Krediten überproportional angestiegen

Diese Tendenz wird von den aktuellen Zahlen zur Kreditvergabe an Unternehmen bestätigt: Erneut ist vor allem die Nachfrage nach kurzfristigen Krediten überproportional angestiegen und damit der Bedarf nach Betriebsmitteln. Die Bundesbank verzeichnet für das dritte Quartal 2022 einen deutlichen Anstieg der Kreditvergabe sowohl im Vergleich zum Vorjahr (+12,1 %) als auch im Vergleich zum Vorquartal (+4,6%). Besondere Zuwächse verzeichnen dabei Großbanken und Landesbanken. Allerdings zeigt die letzte EZB-Umfrage, dass die Kreditvergabestandards spürbar angezogen wurden, da Banken angesichts des aktuellen Risikoumfelds höhere Rücklagen bilden und entsprechende Risikoaufschläge vorsehen. Für das vierte Quartal 2022 erwarten die Banken eine weitere deutliche Verschärfung.

Rahmenbedingungen für Banken zur Unterstützung der Wirtschaft müssen stimmen

Laut der Interessenvertretung der privaten Banken in Deutschland gilt aber weiterhin: Die deutschen Banken stehen eng an der Seite ihrer Geschäftskunden und suchen gemeinsam nach Lösungen, wenn es die Behebung möglicher Liquiditätslücken, die Anpassung der Geschäftsmodelle sowie Investitionen in die Transformation geht. Damit Banken ihrer Funktion als Transmissionsriemen für die Wirtschaft in der Krisenzeit allerdings voll nachkommen können, müssen die Rahmenbedingungen stimmen, betont der Bundeverband Deutscher Banken. Zwei wichtige Aktionsfelder seien dabei einerseits die aktuell laufenden Verhandlungen zur Umsetzung der Baseler Beschlüsse in EU-Recht, die spürbare Auswirkungen auf die Unternehmensfinanzierung haben werden. Andererseits die zu verstärkenden Bemühungen um eine EU-Kapitalmarktunion, damit der steigende Kapitalbedarf – ergänzend zu Bankkrediten und öffentlichen Mitteln – durch einen harmonisierten und effizienteren EU-Kapitalmarkt abgedeckt werden kann, so das Fazit des Bankenverbandes.

Eine ausführliche Analyse zu diesen Punkten findet sich im aktuellen Quartalsbericht des Bankenverbandes „Unternehmensfinanzierung aktuell“, der hier abgerufen werden kann.

(Blogbeitrag Bundesverband deutscher Banken vom 30.11.2022)


Weitere Meldungen


Meldung

©peterschreibermedia/123rf.com

25.07.2024

Schwache Entwicklung bei wirtschaftlicher, sozialer und ökologischer Nachhaltigkeit

Mehr als vier Jahre internationaler Krisen, geprägt durch die Corona-Pandemie, den russischen Überfall auf die Ukraine, die dadurch ausgelöste, gerade abgeebbte Inflationswelle sowie wachsende geopolitische Spannungen, haben deutliche negative Spuren bei zentralen Kenngrößen wirtschaftlicher, staatlicher, sozialer und ökologischer Nachhaltigkeit in Deutschland hinterlassen. Die Bundesregierung hat zwar mit hohem Aufwand, darunter weit verbreitete Kurzarbeit, Unterstützungszahlungen und

Schwache Entwicklung bei wirtschaftlicher, sozialer und ökologischer Nachhaltigkeit
Meldung

© alexlmx/fotolia.com

24.07.2024

German Private Equity Barometer Q2 2024

Stimmungseinbruch auf dem deutschen Private Equity-Markt: Kurz vor dem Überschreiten seines langjährigen Durchschnitts bricht das Geschäftsklima auf dem deutschen Private Equity-Markt wieder ein. Der Geschäftsklimaindikator verliert im zweiten Quartal 2024 20,6 Zähler auf -23,4 Saldenpunkte. Einen ähnlich starken Einbruch gab es bereits vor Jahresfrist im zweiten Quartal 2023. Insbesondere die Beurteilung der aktuellen Geschäftslage fällt

German Private Equity Barometer Q2 2024
Meldung

©lassedesignen/fotolia.com

23.07.2024

KI-investierende Unternehmen warten auf Renditen

Etwa 40 % der Unternehmen, die in KI investiert haben, warten noch auf nennenswerte Renditen. Dies zeigen aktuelle Studiendaten. Wenig verwunderlich: viele Investments zahlen sich erst auf lange Sicht aus. Covello von Goldman Sachs ist jedoch alles andere als überzeugt davon, dass sich jene Investments überhaupt einmal auszahlen werden. „Bei den meisten technologischen Umwälzungen in der

KI-investierende Unternehmen warten auf Renditen

Haben wir Ihr Interesse für CORPORATE FINANCE geweckt?

Sichern Sie sich das CORPORATE FINANCE Gratis Paket: 1 Heft + Datenbank