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28.02.2020

Unternehmen binden immer mehr Kapital – und das immer länger

Autokonzerne auf der Überholspur

© Coloures-pic/fotolia.com

Die Working-Capital-Performance von Unternehmen aus der DACH-Region und den Benelux-Ländern hat sich erneut verschlechtert: Im Jahr 2018 ist das Netto-Umlaufvermögen (Net Working Capital, NWC) um 8,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen, während die Umsätze im Schnitt nur um 4 Prozent zulegten. Insbesondere bei der Forderungs- und Bestandsreichweite schneiden die Unternehmen schwächer ab, zeitgleich zeichnet sich beim Umgang mit Verbindlichkeiten ein positiver Trend ab.

Zu diesen Ergebnissen kommt eine Analyse, für die PwC den Umgang mit dem Working Capital von 622 Unternehmen aus der DACH-Region und den Benelux-Ländern analysiert hat.

Kapitalbindungsdauer steigt auf 53,5 Tage

Die analysierten Unternehmen hatten 2018 rund 459 Milliarden Euro an Kapital gebunden – das waren 37 Milliarden Euro mehr als 2017. Parallel dazu ist die Kapitalbindungsdauer um weitere zwei Tage gestiegen – auf insgesamt 53,5 Tage. Im Vergleich zu 2014 hat sich diese zentrale Kennzahl sogar um 5,5 Tage verschlechtert: Damals betrug die Kapitalbindungsdauer im Schnitt 48 Tage. Dieser Negativtrend zeigt sich auch, wenn man die deutschen Unternehmen isoliert betrachtet: Die Kapitalbindungsdauer in deutschen Firmen ist in den vergangenen fünf Jahren um neun Tage gestiegen und liegt nun bei 54 Tagen.

Working Capital Management als Hebel zur Wertsteigerung

„Wenn die Wirtschaft schwächelt, steigt der Kostendruck. Vor diesem Hintergrund rückt das Thema Working Capital Management als wichtiger Hebel im Wertschöpfungsprozess an die Spitze der Agenda der Finanzchefs. Das gilt umso mehr vor dem Hintergrund der digitalen Transformation, für die Unternehmen in neue Technologien investieren müssen. Und dafür braucht es finanzielle Mittel, die sich auch aus dem Netto-Umlaufvermögen gewinnen lassen“, sagt Rob Kortman, Leiter Working Capital Management bei PwC Deutschland.

Raum für Verbesserungen sieht der PwC-Experte insbesondere im Bereich Bestands -und Forderungsreichweite. Bei diesen beiden Kennzahlen hat sich die Performance der Unternehmen in den vergangenen fünf Jahren deutlich verschlechtert: Die Bestandsreichweite (Days Inventory On-Hand, DIO), also der Zeitraum zwischen Wareneingang und Entnahme, stieg von 57,6 Tagen im Jahr 2014 auf 66,3 Tage im Jahr 2018 (Deutschland: 65 Tage). Die Forderungsreichweite (Days Sales Outstanding, DSO), also die Spanne zwischen Bestelldatum und Zahlungseingang, lag 2018 bei 50,3 Tagen – das waren vier Tage mehr als im Jahr 2014.

Optimierung der Verbindlichkeiten weitgehend ausgeschöpft

Ein positiver Trend lässt sich bei den Verbindlichkeiten (Days Payables Outstanding, DPO) erkennen. Die Periode zwischen Rechnungsdatum und Bezahlung ist in den vergangenen Jahren um 6,6 Tage gestiegen – auf 61,5 Tage (Deutschland: 58 Tage). Kortman begründet diese Entwicklung folgendermaßen: „Viele Unternehmen haben ihre Verbindlichkeiten in den vergangenen Jahren zulasten ihrer Zulieferer optimiert. Der hohe Druck auf die Lieferanten lässt sich allerdings nicht weiter verschärfen – auch aus regulatorischen Gründen. In diesem Bereich sind also kaum mehr Steigerungen möglich.“

Unternehmen müssen sich nun darauf konzentrieren, ihre Lagerbestände zu optimieren und ihre Forderungen schneller einzutreiben. Die Forderungsreichweite lässt sich verbessern, indem Firmen den Zeitpunkt der Rechnungsstellung optimieren und ein proaktives Forderungsmanagement betreiben. Zudem komme es darauf an, die Durchlaufzeiten im Vorratsvermögen zu reduzieren, indem Unternehmen die operative Effizienz ihrer Lieferketten in den Fokus rücken, so der PwC-Experte.

Innovative Technologien unterstützen bei Verbesserung des WCM

Bei dieser Aufgabe kann die Digitalisierung wertvolle Dienste leisten: „Bei der Optimierung des Umlaufvermögens wird es immer wichtiger, das Potenzial innovativer Technologien wie Data Analytics, Künstlicher Intelligenz und Robotic Process Automation (RPA) zu nutzen“, so die Einschätzung von Kortman. „Durch Datenanalysen und Künstliche Intelligenz lassen sich etwa Vorhersagemodelle um zentrale Kennzahlen – wie die aktuelle Nachfrage – ergänzen. Auf dieser Basis können Unternehmen die Präzision von Vorhersagen verbessern und ihre Bestände optimieren“, so der Experte weiter.

Negativ-Trend in der Automobilbranche

Deutliche Unterschiede im Umgang mit dem Umlaufvermögen zeigen sich je nach Branche und Unternehmensgröße. Im Anlagenbau konnten die Unternehmen ihre Kapitalbindungsdauer seit 2014 um 14 Tage drücken. In der Automobilbranche hat sich die Leistung der Unternehmen im Bereich WCM dagegen verschlechtert: Die Kapitalbindungsdauer stieg dort in den vergangenen fünf Jahren um zehn Tage.

Abstand zwischen großen und kleinen Unternehmen schrumpft

Auch die Größe eines Unternehmens wirkt sich auf die Leistung im Bereich Working Capital Management aus. Die Schere geht jedoch nicht mehr ganz so weit auseinander wie noch vor fünf Jahren: 2018 betrug die Differenz zwischen großen und kleinen Unternehmen bei der Kapitalbindungsdauer 30 Tage, 2014 waren es noch 35 Tage. Unterschiede zeigen sich in allen Bereichen der Prozesskette.

„Größere Unternehmen profitieren von ihrer Marktmacht, sie können günstigere Konditionen mit Zulieferern aushandeln – und sie organisieren ihre Lieferketten häufig effizienter“, so Kortman.

Der wichtigste Treiber für die Performance beim Working Capital Management sei die Bestandsreichweite. Und bei dieser Kennzahl schneiden große Unternehmen im Schnitt um 23 Tage besser ab als kleine Firmen. „Mittelgroße und kleinere Unternehmen stehen auch weiterhin vor der Herausforderung, ihre Lieferkettenprozesse zu optimieren – und dabei auch die Stärken innovativer Technologien zu nutzen“, so das Fazit des PwC-Experten.

(Pressemitteilung PwC vom 28.02.2020)


Redaktion

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