• Home
  • /
  • Meldungen
  • /
  • Unternehmen binden zu viel Kapital – und das immer länger

24.02.2021

Unternehmen binden zu viel Kapital – und das immer länger

Beitrag mit Bild

© Coloures-pic/fotolia.com

Die COVID-19-Krise hat tiefe Spuren im Working Capital Management hinterlassen: Während die Umsätze von Unternehmen aus der DACH-Region und den Benelux-Ländern im zweiten Quartal 2020 im Vergleich zum Vorjahresquartal um durchschnittlich 16 Prozent einbrachen, ging das im Unternehmen gebundene Kapital in diesem Zeitraum nur um 5 Prozent zurück. Gleichzeitig stieg die Kapitalbindungsdauer auf 60 Tage an (plus 8 Tage).

Zu diesen Ergebnissen kommt eine PwC-Studie, die das Working Capital Management von 658 Unternehmen aus der DACH- und Benelux-Region analysiert.

„Die Corona-Pandemie hat sich als Stresstest für das Working Capital Management und als Katalysator für die Anpassung der Cash-Prozesse entpuppt“, kommentiert Rob Kortman, Leiter Working Capital Management bei PwC Deutschland. Aus seiner Sicht hat die Optimierung des operativen Working Capitals aktuell höchste Priorität.

Umsätze stärker rückläufig als das gebundene Kapital

Die PwC-Analyse belegt, dass dieser Fokus auf Cash dringend notwendig ist: Denn die Pandemie hat signifikante Auswirkungen auf Umsatz, operatives Working Capital und Kapitalbindungsdauer der Unternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz sowie den Benelux-Ländern. So sind die Umsätze der analysierten Unternehmen zwischen dem zweiten Quartal in 2019 und dem zweiten Quartal in 2020 um 16 Prozent zurückgegangen. Das in den Unternehmen gebundene Kapital ist im gleichen Zeitraum jedoch nur um rund 5 Prozent gesunken – von 518 Milliarden Euro im zweiten Quartal 2019 auf 494 Milliarden Euro im zweiten Quartal von 2020. Gleichzeitig ist die Kapitalbindungsdauer signifikant gestiegen – um 8 Tage (von 52 auf 60 Tage).

Volle Lager: Bestandsreichweite steigt um neun Tage

Auch auf die wichtigsten Kennziffern des Working Capital Managements hat sich die COVID-19-Krise spürbar ausgewirkt. Am stärksten ist der Effekt bei der Bestandsreichweite: Der Zeitraum zwischen Wareneingang und Entnahme (Days Inventory On-Hand, DIO) ist um rund 9 Tage gestiegen und lag im zweiten Quartal 2020 bei 81 Tagen.

„Am Anfang der Pandemie überwog die Sorge um die Verfügbarkeit der Waren. Die Unternehmen fokussierten sich darauf, Materialien zu beschaffen und ihre Lager zu füllen, um die Nachfrage bedienen zu können. In vielen Branchen lag die Nachfrage dann jedoch unter dem erwarteten Niveau. Die Folgen waren überfüllte Lager“, sagt Rob Kortman.

Zahlungsbereitschaft hat sich verschlechtert

Auch die Zahlungsmoral hat sich im Zuge der Krise verschlechtert: So stieg die Forderungsreichweite (Days Sales Outstanding, DSO), also die Spanne zwischen Bestelldatum und Zahlungseingang, zwischen dem zweiten Quartal von 2019 und dem zweiten Quartal von 2020 um 4 Tage und lag bei rund 53 Tagen. „Die Krise hat sich negativ auf das Zahlungsverhalten der Kunden ausgewirkt. Unternehmen berichten, dass sie länger auf ihr Geld warten müssen. Gleichzeitig steigt nun das Risiko für Insolvenzen, sobald die staatlichen Unterstützungsleistungen auslaufen“, warnt Rob Kortman.

Analog dazu ist aber auch die Verbindlichkeitsreichweite (Days Payables Outstanding, DPO), also die Periode zwischen Rechnungsdatum und Bezahlung, in diesem Zeitraum um 5,5 Tage gestiegen – und liegt im Schnitt bei knapp 74 Tagen.

Große Unterschiede je nach Branche

Die Auswirkungen der Pandemie auf das Working Capital Management der Unternehmen variieren dabei stark nach Branche: In 16 der 20 untersuchten Industrien hat sich der Cash Conversion Cycle, also die Geldumschlagsdauer, verschlechtert. Besonders schwach schneidet die Raumfahrt-, Verteidigungs- und Sicherheitsbranche ab: In diesem Sektor stieg die Kapitalbindungsdauer um 176 Tage. Bei Fluggesellschaften und Flughafenbetreibern waren es plus 48 Tage. Andere Sektoren, etwa die Medien- und Unterhaltungsbranche oder die Lebensmittelindustrie, die ihre Umsätze signifikant steigern konnten, verzeichneten nur leichte Verschiebungen bei den Kennzahlen zum Working Capital Management.

Digitale Technologien helfen beim Aufbau von Resilienz

Bei der Aufgabe, das Working Capital Management resilienter und anpassungsfähiger zu gestalten, spielen aus Sicht des Experten digitale Technologien eine zentrale Rolle: „Einsichten aus digitalen Analysen sorgen für hohe Transparenz in der Lieferkette und helfen dabei, Abhängigkeiten schnell zu erkennen. Das ist ein wichtiger Schlüssel, um operative und finanzielle Schwächen zu beseitigen und die Resilienz gegenüber den aktuellen und künftigen Verwerfungen zu erhöhen.“

(Pressemitteilung PwC vom 22.02.2021)


Redaktion

Weitere Meldungen


Meldung

©Sondem/fotolia.com

02.10.2024

Family Offices in Deutschland rechnen mit Vermögensanstieg für 2024

Family Offices in Deutschland erwarten laut der neuesten Deloitte-Studie trotz wirtschaftlicher Unsicherheiten einen Anstieg des verwalteten Vermögens. Dank langfristiger Strategien und soliden Kapitalreserven können Family Offices aktuelle Herausforderungen meistern. Zusätzlich setzen sie zunehmend auf externe Experten und investieren verstärkt in Nachhaltigkeitsprojekte und technologische Innovationen. Wachstum bringt Neueinstellungen mit sich Dass die Zeichen auf Wachstum stehen,

Family Offices in Deutschland rechnen mit Vermögensanstieg für 2024
Meldung

pitinan/123.rf.com

01.10.2024

Unternehmen erwarten höhere Produktivität durch KI

Die Mehrheit der Unternehmen in Deutschland erwartet eine größere Produktivität durch Künstliche Intelligenz (KI). 70 % der vom ifo Institut befragten Unternehmen hoffen auf derartige Effekte. „Dies zeigt, dass viele Unternehmen Chancen in der KI sehen“, sagt Klaus Wohlrabe, Leiter der ifo-Umfragen. „Alle Unternehmen werden prüfen müssen, ob und wie sie KI einsetzen können.“ Innerhalb

Unternehmen erwarten höhere Produktivität durch KI
Meldung

©Cybrain/fotolia.com

30.09.2024

Preiserwartungen deutlich gesunken

Immer weniger Unternehmen in Deutschland wollen ihre Preise erhöhen. Die ifo Preiserwartungen sanken im September auf 13,8 Punkte, nach 16,1* im August. Das ist der niedrigste Wert seit Februar 2021. „Die wirtschaftliche Krise verringert die Spielräume für die Unternehmen, ihre Preise anzuheben“, sagt ifo Konjunkturchef Timo Wollmershäuser. „Damit dürfte die Inflationsrate in Deutschland in den

Preiserwartungen deutlich gesunken

Haben wir Ihr Interesse für CORPORATE FINANCE geweckt?

Sichern Sie sich das CORPORATE FINANCE Gratis Paket: 1 Heft + Datenbank