• Home
  • /
  • Meldungen
  • /
  • Unternehmen stemmen sich gegen Rohstoffknappheit

18.06.2021

Unternehmen stemmen sich gegen Rohstoffknappheit

Autokonzerne auf der Überholspur

© djvstock/fotolia.com

Um der akuten Rohstoffknappheit zu begegnen, suchen deutsche Betriebe vermehrt neue Lieferanten, sie erhöhen die Lagerhaltung und flexibilisieren ihre Produktion. Das geht aus der qualitativen Auswertung einer neuen Unternehmensbefragung des Deutschen Industrie- und Handelskammertages hervor.

An der Umfrage beteiligten sich im Mai rund 320 Betriebe, die derzeit vom Mangel an Rohstoffen und Vorprodukten – etwa bei Holz, Kunststoff sowie Stahl und Aluminium – besonders betroffen sind.

Viele von ihnen richten ihre Schichtmodelle und Fertigungsintervalle aktuell stark auf die Verfügbarkeit der Vorprodukte aus und nehmen eine kostenintensivere Beschaffung beispielsweise über Online-Portale oder Broker in Kauf. Einige Unternehmen berichten, dass sie vermehrt auf Überstundenabbau, Urlaub und Kurzarbeit bei ihrer Belegschaft setzen müssen, weil Rohstoffe und Vorprodukte für die Fertigung fehlen. Auch Produktionsstopps, eine teilweise Stilllegung von Anlagen sowie zurückgestellte Investitionen nehmen derzeit zu.

Gleichzeitig prüfen Unternehmen kreative Wege, dem Mangel zu begegnen. Hierzu zählen neben einer verstärkten Eigenerzeugung oder der Nutzung alternativer Rohstoffe auch die Verwendung von Recyclaten sowie eine Veränderung der Produktzusammensetzung.

Lieferzeiten teilweise verzehnfacht, Preise verdoppelt

Aus der unternehmerischen Praxis berichten die Betriebe, dass einzelne Steuerungskomponenten aus Stahl, Kupfer und Kunststoff derzeit eine Lieferzeit von rund 100 Tagen haben. Regulär liegt sie bei 10 Tagen. Die Unternehmen produzieren daher größtenteils nur noch mit Einschränkungen, obwohl die Auftragsbücher jetzt nach der Krise wieder gut gefüllt sind.

Bei Kunststoffen betragen die Lieferzeiten aktuell bis zu 32 Wochen, einzelne Kunststoffe sind seit mehr als 10 Wochen nicht mehr verfügbar. Das führt in der Spitze zu Preissteigerungen zwischen 50 und 100 Prozent im Kunststoffbereich. Auch Holz ist aktuell Mangelware, weshalb etwa in der Bauindustrie Paletten zur Lieferung fehlen. In der Verpackungsbranche mangelt es an Papier und Karton.

Neuer Fokus für innerbetriebliches Krisen- und Risikomanagement

Das hat häufig empfindliche Folgen für den eigenen Betrieb: Ein internes Krisen- und Risikomanagement bei Rohstoffen spielt eine immer wichtigere Rolle. Betriebe verfolgen beispielsweise engmaschige betriebsinterne Reportings bezüglich der Verfügbarkeiten sowie der Preisentwicklung – und passen ihre Produktion entsprechend an. Auch mit Blick auf ihre Kunden setzen die Unternehmen auf pragmatische Lösungen, indem Projekte flexibel gestaltet oder zeitlich verschoben werden.

Mittel- und langfristig gegensteuern

Perspektivisch sehen die Unternehmen in der Kreislaufwirtschaft, dem Ausbau von Recycling  sowie höherer Ressourceneffizienz wichtige Maßnahmen, um die Abhängigkeit von Rohstoffen zu verringern. Auch den Abbau von Handelsbeschränkungen mit anderen Ländern bewertet die Wirtschaft als zentrales Instrument, um den Zugang zu Rohstoffen zu verbessern.

Langfristig könnten zudem die stärkere Erschließung heimischer Rohstoffe sowie ein Aufbau von Rohstofflagern in Deutschland und der EU mehr Versorgungssicherheit bringen. Ein weiterer Ansatz wäre, die Produktionskapazitäten in der EU zu erhöhen, beispielsweise durch die vermehrte Herstellung von Komponenten oder Vorprodukten, aber auch durch die Förderung von Schlüsseltechnologien, etwa dem Aufbau einer europäischen Halbleiterindustrie.

Die Industrie- und Handelskammern (IHKs) und das Netzwerk der deutschen Auslandshandelskammern (AHKs) in mehr als 90 Ländern der Welt versuchen aktuell, die betroffenen Betriebe in besonderer Weise zu unterstützen – etwa durch noch größere Anstrengungen bei der Lieferantensuche und beim unternehmerischen Matching. Gleichzeitig adressieren IHKs und AHKs die durch Handelsbeschränkungen verursachten Versorgungsprobleme bei den zuständigen Behörden in den entsprechenden Ländern.

Die Umfrageergebnisse gibt es hier zum Download.

(Pressemitteilung DIHK vom 14.06.2021)


Redaktion

Weitere Meldungen


M&A, Mergers, Fusion, Übernahme
Meldung

© kritchanut/fotolia.com

28.03.2024

Gesundheitswesen: Markt ist durch Insolvenzen geprägt

Der Transaktionsmarkt in der Gesundheitsbranche hat an Dynamik gewonnen: Mit 234 Fusionen und Übernahmen im Jahr 2023 ist spürbar mehr Bewegung im Markt als in den Vorjahren. Zum Vergleich: 2022 wurden 186 Transaktionen abgeschlossen, 2021 lag die Zahl der Deals bei 172. Viele der Abschlüsse gehen allerdings auf Insolvenzen zurück, insbesondere bei Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen.

Gesundheitswesen: Markt ist durch Insolvenzen geprägt
Kredit
Meldung

© ferkelraggae/fotolia.com

27.03.2024

Kreditmarkt hat Tiefpunkt durchschritten

Das von KfW Research berechnete Kreditneugeschäft deutscher Banken und Sparkassen mit Unternehmen und Selbstständigen hat seinen Tiefpunkt durchschritten: Wie der aktuelle KfW-Kreditmarktausblick zeigt, verlangsamte sich der Rückgang des Neugeschäfts im vierten Quartal 2023 auf -12,5 % im Vergleich zum Vorjahr, nachdem er im dritten Quartal bei beträchtlichen -15,7 % gelegen hatte. Im laufenden ersten Quartal

Kreditmarkt hat Tiefpunkt durchschritten
Krise, Insolvenz, Zahlungsunfähigkeit, rote Zahlen
Meldung

© vizafoto/fotolia.com

26.03.2024

DAX-Konzerne mit schwacher Umsatzentwicklung und Gewinnrückgang

Die DAX-Konzerne verzeichneten im vergangenen Jahr eine schwache Umsatzentwicklung: Bei sieben der 40 Unternehmen schrumpfte der Umsatz um mehr als 10 %, insgesamt gelang den DAX-Konzernen nur ein Umsatzplus von 1,0 % – im Schlussquartal lag das Plus sogar nur bei 0,6 %. Gerettet haben vor allem die Automobilunternehmen die Bilanz, die in Summe ein Umsatzplus von 10 %

DAX-Konzerne mit schwacher Umsatzentwicklung und Gewinnrückgang
CORPORATE FINANCE - Die Erfolgsformel für Finanzprofis

Haben wir Ihr Interesse für CORPORATE FINANCE geweckt?

Sichern Sie sich das CORPORATE FINANCE Gratis Paket: 1 Heft + Datenbank