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20.12.2022

Venture-Capital-Investitionen in deutsche Start-ups sind in der zweiten Jahreshälfte stark zurückgegangen

Nach einem Boom-Jahr in 2021, hat sich der Venture-Capital-Markt in der zweiten Jahreshälfte 2022 stark abgekühlt. Dies belegt eine Auswertung des Venture-Capital-Unternehmens Morphais VC basierend auf den Daten von Dealroom. Hierbei zeigt die Auswertung der Daten vom 01.01. bis 30.11.2022, dass der Gesamtwert der Investitionen in deutsche Start-ups im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um -46% auf 11,9 Mrd. USD gefallen ist, die Zahl der Finanzierungsdeals um -29% auf 1.137 Deals. Der große Einbruch am Venture-Capital-Markt geschah hierbei vor allem in der zweiten Jahreshälfte. Geopolitische Spannungen, Inflation, Zinserhöhungen sowie die Angst vor einer Rezession haben insbesondere in der zweiten Jahreshälfte für ein sehr zögerliches Investmentverhalten gesorgt, resümieren die Studienautoren.

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Stärkster Rückgang in der Later-Stage-Phase

Am stärksten war der Rückgang bei Finanzierungsrunden über 250 Mio. USD. Hier sind die Finanzierungssummen und -runden der Analyse zufolge am deutlichsten zurückgegangen. Während es im vergangenen Jahr noch 14 Finanzierungsdeals mit einem Volumen von über 250 Mio. USD gab, waren es in diesem Jahr gerade einmal sechs Unternehmen, die eine solch hohe Summe einsammelten. Damit ist die Zahl der Top-Deals um mehr als 50% gefallen.

Die Gesamtinvestitionssumme ist zudem bei den Top-Finanzierungsrunden von knapp 10 Mrd. USD auf 2,2 Mrd. USD gesunken (-78%). Während 2021 noch acht Unternehmen mehr als 500 Mio. USD einsammeln konnten, wurde dies in 2022 von keinem Start-up erreicht.

Die Daten zeigen außerdem, dass 2021 einige Start-ups schon in einer recht frühen Phase hohe Summen zu sehr hohen Bewertungen eingenommen haben. Beispielsweise erhielten junge Lieferplattformen bereits in der Series B und Series C Investmentsummen von jeweils mehr als 500 Mio. USD. Hingegen zeigte sich in diesem Jahr, dass einige dieser Start-ups ihre Bewertung in sog. „Downrounds“ nach unten korrigieren mussten.

Auch bei Finanzierungsrunden, mit einem Volumen von 100 bis 250 Mio. USD, wurde der Analyse zufolge ein Rücklauf verzeichnet. Hier ist die Investitionssumme zwischen Januar und November auf 2,9 Mio. USD gefallen. Dies sind 38% weniger als im Vorjahreszeitraum. Gezählt wurden zudem nur 19 Finanzierungsdeals zwischen Januar und November 2022. Im Vorjahreszeitraum 2021 waren es hingegen noch 33.

Rückgang des Finanzierungsvolumens auch in der Pre-Seed-Phase

Zwischen Januar und November dieses Jahres wurde in der Pre-Seed-Phase mit 51 Mio. USD deutlich weniger investiert als im Vorjahreszeitraum (-37%). Die Zahl der Finanzierungsrunden hat sich nach aktueller Datenlage sogar um -48% reduziert: Während zwischen Januar und November 2021 noch 953 Finanzierungsrunden im Pre-Seed-Bereich gezählt wurden, waren es in diesem Jahr gerade einmal 498 Finanzierungsrunden.

Etwas besser sah es hingegen in der Seed-Phase, Series A und Series B aus. In der Seed-Phase ist das Investitionsvolumen deutscher Start-ups im Vergleich zum Vorjahreszeitraum marginal um -1% gesunken, in der Series A und Series B ist das Finanzierungsvolumen sogar um 13% bzw. 12% gestiegen. Hierbei muss allerdings auch beachtet werden, dass die Finanzierungssummen und -runden in der Seed-Phase, Series A und Series B von 2020 zu 2021 noch sehr stark gestiegen waren, in diesem Jahr hingegen nur konstant geblieben sind. Darüber hinaus flossen noch im Dezember 2021 hohe Investitionssummen in der Series A und B, was dieses Jahr nicht mehr zu erwarten ist.

In den letzten Monaten hat sich der Markt für Risikokapital laut der Untersuchung sehr verändert. Venture-Capital-Investoren schauen nun genau hin, wo sie ihr Geld einsetzen, stellen die Studienautoren fest. Gleichzeitig sei jetzt die perfekte Zeit, um frühzeitig in junge Unternehmen zu investieren. Der Markt biete aktuell sehr attraktive Einstiegsbedingungen in vielversprechende Start-ups. Wer jetzt investiere, fördere nicht nur die talentiertesten Gründer von Morgen, sondern profitiere auch von langfristig guten Renditen, sobald der makroökonomische Gegenwind nachgelassen habe.

Weiterhin Kapital am Markt vorhanden, insbesondere in kleineren Fonds

Obwohl Venture-Capital-Gesellschaften vor allem in der zweiten Jahreshälfte weniger investiert haben, verfügen sie noch immer über einen großen Pool an Kapital, denn die Zahl neu aufgelegter Fonds wie auch die Fondssummen sind in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen. In diesem Jahr wurden 58 neue Investmentfonds in Deutschland gezählt – und damit sogar noch ein Fonds mehr als im Boomjahr 2021. Laut der Analyse ist die Zahl neu angelegter Fonds im Vergleich zu 2020 um 42% gestiegen. Dabei haben viele der Fonds, die 2022 geschlossen wurden, noch vom Marktumfeld der Vorjahre profitiert. Den Studienautoren zufolge führten die lockere Geldpolitik zur Abwendung einer wirtschaftlichen Krise während der Pandemie und negative Realzinsen zu niedrigen Kapitalkosten für Limited Partners, Start-ups und Investoren.

Zahl der Venture-Capital-Fonds über die letzten Jahre gestiegen

Im Rückblick zeigt sich zudem, dass auch die Fondsvolumen seit 2020 weiter gestiegen sind. So lag die Gesamtsumme neu aufgelegter Fonds in 2019 bei 4,4 Mrd. USD, in 2020 bei 11 Mrd. USD, in 2021 bei 17,8 Mrd. USD. In diesem Jahr wurden zwischen Januar und November nochmals 14,7 Mrd. USD von Venture-Capital-Fonds eingesammelt. Dabei umfassen die Venture-Capital-Fonds sowohl Folgefonds bestehender Venture-Capital-Firmen, als auch Corporate Venture Capital-Fonds und First-Time-Fonds.

Weiterhin Dry Powder für deutsche Start-ups vorhanden

Vor allem kleine Fonds mit einem Volumen von unter 50 Mio. USD sind zahlreicher und besser gefüllt als je zuvor. In diesem Jahr wurde bisher 16% mehr in kleinere Fonds investiert als in 2021 (von 182 Mio. USD auf 211 Mio. USD).

Die Studienautoren erklären, dass zwar noch viel Kapital am Markt vorhanden ist. Dennoch sollten sich Gründerteams bewusst sein, dass Investoren zurückhaltender geworden sind und die Beschaffung von Startkapital im kommenden Jahr deutlich länger dauern kann. Während es in den Boom-Jahren 2020 und 2021 teilweise nur wenige Monate dauerte um eine Finanzierungsrunde zu schließen, sollten Gründer jetzt ein halbes Jahr oder noch länger für den Fundraising-Prozess einplanen. Zudem sollte auch in 2023 der Fokus weiter auf Effizienz und Profitabilität liegen.

Die Top- Start-up-Deals in Deutschland 2022

Die größten Deals mit 400 Mio. USD erhielten in diesem Jahr das Münchener Deep-Tech-Start-up Celonis und das Berliner Insurtech-Start-up WeFox. In die Liste mit den Top-Deals kommen außerdem die deutschen Start-ups Onefootball (300 Mio. USD), Trade Republic (250 Mio. USD) Forto (250 Mio. USD), Taxfix (220 Mio. USD), H2gen AG (220 Mio. USD), 1Kommas (220 Mio. USD), Personio (200 Mio. USD) und Coachhub (200 Mio. USD).

(Pressemitteilung Morphais VC vom 20.12.2022)


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