• Home
  • /
  • Meldungen
  • /
  • Wagniskapitalmarkt verliert an Widerstandskraft

30.11.2023

Wagniskapitalmarkt verliert an Widerstandskraft

Venture-Capital-Marktstudie 2023: Es gab merklich weniger VC-Transaktionen und einen drastischen Rückgang des Volumens – die geopolitische Unsicherheiten hinterlassen ihre Spuren.

Beitrag mit Bild

© WrightStudio/fotolia.com

Die zunehmenden geopolitischen Unsicherheiten belasten den deutschen Markt für Wagniskapital (Venture Capital – VC). Das macht sich in den Marktkennzahlen deutlich bemerkbar: Es gab im Jahr 2023 bisher merklich weniger VC-Transaktionen als im Vorjahr (-40 %). Bei ihrem Volumen war der Rückgang mit minus 54 % noch einschneidender. Wagniskapitalgeber halten an ihren Portfoliofirmen fest, passen sich aber an das veränderte Umfeld an. Das sind einige der Kernergebnisse der VC-Marktstudie 2023.

Für die Studie haben Prof. Dr. Dirk Honold (Technische Hochschule Nürnberg) und PwC Deutschland deutsche und ausländische Investoren in Startups befragt, deren Investitionsstrategien auf den deutschen Markt ausgerichtet sind oder die Deals in Deutschland abgeschlossen haben. Die Marktdaten für 2023 basieren auf Daten bis Ende September und Prognosen für das vierte Quartal.

Brückenfinanzierungen nehmen zu

Zu den weiteren Ergebnissen: Die befragten VC-Marktteilnehmer:innen nannten einen Anstieg der Insolvenzen (91,9 %), einen kräftigen Rückgang der erzielten Preise (94,6 %) sowie deutlich weniger Unternehmensverkäufe (54,1 %) und IPOs (83,8 %). Mit steigenden IPO-Zahlen und einer damit einhergehenden Markterholung rechnen die befragten Investoren frühestens für die zweite Jahreshälfte 2024. Die Folge sind längere Halteperioden und die Zunahme von Brückenfinanzierungen seit Anfang 2022. „Die mehrheitlich rückläufigen Indikatoren deuten auf eine nachlassende Widerstandskraft und sich ändernde Metriken des VC-Markts hin“, erklärt Enrico Reiche,Venture Deals Lead bei PwC Deutschland.

Ungebrochen bleibt gleichwohl der Trend im VC-Ökosystem zu B2B-Geschäftsmodellen: Etwa 80 % der Befragten leiten mehr als 70 % ihrer Investitionen in B2B-Geschäftsmodelle, deutlich mehr als im Vorjahr (61,4 %). „Der Rückgang von B2C- und die Zunahme von B2B-Geschäftsmodellen werden auch von Deep-Tech-Startups getrieben. Damit gewinnt die Selektion der Startups für den Erfolg von Investoren an Bedeutung“, so Prof. Dr. Dirk Honold von der Technischen Hochschule Nürnberg.

Kapitalgeber reduzieren ihre Renditeerwartungen

Die Kapitalgeber senken außerdem ihre Renditeerwartungen – die erwartete Internal Rate of Return (IRR) der Portfoliounternehmen ist gegenüber 2022 deutlich gesunken. Für Early-Stage-Investments sinkt die durchschnittliche IRR auf 31 % (2022: 36 %) und für die Wachstumsfinanzierung auf 25 % (2022: 32 %). Lediglich für Late-Stage-Investments stieg die IRR gegenüber dem Vorjahr, von 24 auf 28 %.

Kapitaleffiziente und nachhaltige Geschäftsmodelle sind gefragt

Als eine Folge des schwächeren Exit-Umfelds legen Geldgeber im Jahr 2023 stärker Wert auf kapitaleffiziente (76 %) und nachhaltige Geschäftsmodelle. So sind für Investoren die Bereiche Software Development/SaaS weiterhin wichtig; rund drei Viertel der befragten Investoren gaben an, dass sie diese Segmente „oft“ oder „immer“ als Anlagefokus in Betracht ziehen. Die zunehmenden geopolitischen Unsicherheiten sowie die Anstrengungen im Kampf gegen die Klimakrise erhöhen zudem die Attraktivität von Startups, die in der Klimatechnologie, der Mobilität und Logistik oder der Bio- und Medizintechnologie aktiv sind. Einen deutlichen Zuwachs verzeichnen auch Impact Investments – vor allem mit Schwerpunkt auf die Dekarbonisierung.

Unternehmen beteiligen Mitarbeiter häufiger

Ein weiterer Befund der VC-Studie 2023  lautet, dass Unternehmen häufiger Mitarbeiterbeteiligungsprogramme (Employee Stock Option Plans, „ESOPs“) auflegen. Dies unterstreicht die Bedeutung dieser Anreizsysteme für das Ökosystem.

(pwc vom 28.11.2023 / Viola C. Didier, RES JURA Redaktionsbüro)


Weitere Meldungen


Meldung

©AndreyPopov/fotolia.com

12.09.2024

Investitionen in Nachhaltigkeit steigen weiter

Der Klimawandel ist nach wie vor eine der Top drei Prioritäten von Unternehmensführern weltweit und liegt damit noch vor Themen wie politischer Unsicherheit, dem Wettbewerb um Talente und sich wandelnden regulatorischen Rahmenbedingungen. 85 % der Manager sagen, dass sie die Investitionen in Nachhaltigkeit im vergangenen Jahr erhöht haben – im Vergleich zu 75 % ein Jahr zuvor.

Investitionen in Nachhaltigkeit steigen weiter
Meldung

© vizafoto/fotolia.com

11.09.2024

IW-Konjunkturprognose: Die deutsche Wirtschaft kommt nicht voran

Bundesweit thront in diesem Jahr die rote Null: Die deutsche Wirtschaft wird 2024 allenfalls stagnieren, zeigt die neue Konjunkturprognose des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW). Der Industriestandort Deutschland schwächelt. Beliebte deutsche Industrieprodukte wie Maschinen oder Autos verkaufen sich schlechter als in den vergangenen Jahren. Der deutsche Außenhandel ist nach IW-Prognose in diesem Jahr rückläufig. Die

IW-Konjunkturprognose: Die deutsche Wirtschaft kommt nicht voran
Meldung

©Alexander Limbach/fotolia.com

11.09.2024

Fünf Banking-Trends der Zukunft

Wir schreiben das Jahr 2035: Sie wachen auf und überprüfen Ihre Finanzen über einen sprachaktivierten digitalen Assistenten, der als Hologramm von Elvis erscheint. Nach der Authentifizierung durch Stimm- und Fingerabdruck-Biometrie liefert Ihnen der verstorbene King of Rock’n’Roll einen Überblick über Ihre Ausgaben, Ersparnisse und Investitionen in einem personalisierten Dashboard, das alle Ihre Konten und Finanzdaten

Fünf Banking-Trends der Zukunft

Haben wir Ihr Interesse für CORPORATE FINANCE geweckt?

Sichern Sie sich das CORPORATE FINANCE Gratis Paket: 1 Heft + Datenbank