29.10.2025

Weltweite M&A-Aktivität nimmt zu

Die globale Erholung im Bereich der Fusionen und Übernahmen ist real – mit deutlich unterschiedlichen Entwicklungen zwischen Regionen und Branchen.

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Weniger ist mehr: Der weltweite Markt für Fusionen und Übernahmen (Mergers & Acquisitions, M&A) zeigt eine klare Verschiebung von Quantität zu Qualität. In den ersten drei Quartalen des Jahres 2025 stieg der globale Transaktionswert im Vergleich zum Vorjahr um zehn Prozent auf 1,93 Billionen US-Dollar, während die Zahl der Deals um rund vier Prozent auf 23.728 zurückging. Das ist ein Ergebnis des aktuellen „Global M&A Report 2025“ der Strategieberatung Boston Consulting Group (BCG). In Deutschland hat sich der Markt ähnlich, wenn auch etwas abgeschwächt, entwickelt: Der Gesamtwert der Deals hat leicht um zwei Prozent auf 57 Milliarden US-Dollar zugenommen, die Zahl der Transaktionen sank von 1.319 auf 1.180 (-11 %). Insgesamt gewinnt der weltweite M&A-Markt nach einem schwachen Jahresbeginn wieder an Dynamik, allerdings mit deutlichen regionalen Unterschieden.

Nordamerika bleibt das Zentrum der globalen M&A-Aktivität

Deals mit Zielen in den USA und Kanada erreichten einen Gesamtwert von 1,3 Billionen US-Dollar – ein Plus von 26 Prozent gegenüber dem Vorjahr und ein Anteil von 62 Prozent am weltweiten Transaktionswert. In Europa sank der Gesamtwert der M&A-Aktivitäten 2025 um fünf Prozent auf 375 Milliarden US-Dollar. Hinter dieser Zahl steht eine uneinheitliche Entwicklung in den großen Volkswirtschaften: Großbritannien (-35 %), Frankreich (-29 %) und Spanien (-58 %) verzeichneten deutliche Rückgänge beim Transaktionswert, während Deutschland mit seinem leichten Plus von 2 Prozent vergleichsweise robust blieb. An der Spitze des europäischen Rankings stehen kleinere Länder mit außergewöhnlich starken Zuwächsen: die Niederlande (+263 %) und die Schweiz (+109 %).

Die Asien-Pazifik-Region verzeichnete ein Zehnjahrestief: Der Transaktionswert sank um 19 Prozent auf 284 Milliarden US-Dollar. Rückgänge in Südkorea, Indien und Hongkong konnten positive Entwicklungen in Singapur und China nicht ausgleichen. „Die globale Erholung im Bereich der Fusionen und Übernahmen ist real, aber heterogen verteilt – mit deutlich unterschiedlichen Entwicklungen zwischen Regionen und Branchen“, sagt Dr. Jens Kengelbach , Senior Partner und Global Head of M&A bei BCG. „Im zweiten Halbjahr 2025 nimmt die Zahl der Deal-Vorbereitungen spürbar zu und die Anzeichen mehren sich, dass auch der Markt für Börsengänge wieder in Bewegung kommt.“

Großdeals kehren zurück, grenzüberschreitende Transaktionen nehmen ab

Nach mehreren Jahren verhaltener Aktivität steigt 2025 wieder die Zahl großvolumiger Transaktionen. Weltweit wurden in den ersten drei Quartalen 27 Megadeals mit einem Volumen von mehr als zehn Milliarden US-Dollar angekündigt – gegenüber 21 im Vorjahr. Besonders aktiv sind Industriekonzerne, die durch Übernahmen in Infrastruktur, Transport und Energieversorgung ihre Position in den Wertschöpfungsketten sichern oder ausbauen wollen. Gleichzeitig nimmt die grenzüberschreitende Dynamik ab: Nur noch rund 30 Prozent des weltweiten M&A-Volumens entfallen auf Cross-Border-Deals – 2007 waren es noch etwa 50 Prozent. Zunehmender Protektionismus, regulatorische Prüfungen und geopolitische Spannungen bremsen internationale Transaktionen.

Wachstum findet stärker innerhalb von Regionen statt – primär in Nordamerika und Europa, wo intra-regionale Deals aktuell die besten Wertbeiträge erzielen. Im Branchenfokus stehen weltweit vor allem Industrie (+77 %), Energie (20 %), Technologie (10 %) und Gesundheitswesen (20 %), während Konsum- und Materialsektoren rückläufig sind (-17 % bzw. – 16 %). In Deutschland prägen ebenfalls Technologie, Healthcare und Industrie die M&A-Landschaft. Zu den bedeutendsten deutschen Deals des laufenden Jahres zählen die Übernahme von Stada Arzneimittel AG durch CapVest Partners LLP (11,7 Milliarden US-Dollar), Siemens’ Einstieg bei GraphPad Software LLC (5,1 Milliarden US-Dollar) sowie Mercks Akquisition des US-Biopharmaunternehmens SpringWorks Therapeutics Inc. (3,9 Milliarden US-Dollar).

Transaktionsdynamik zieht wieder an

Nach einem verhaltenen Jahresauftakt könnte das weltweite M&A-Volumen zum Jahresende wieder zulegen. Der BCG M&A Sentiment Index – ein Indikator, der fundamentale Marktfaktoren und die Stimmung führender Entscheidungsträger mithilfe von KI-Analysen kombiniert – zeigt in allen Regionen eine zunehmende Transaktionsbereitschaft. Viele Unternehmen und Investoren nutzen die ruhigere Marktphase, um sich auf die nächste Welle größerer Transaktionen vorzubereiten – mit Fokus auf strukturell attraktive Sektoren und einer disziplinierten Auswahl potenzieller Ziele. In Deutschland wie auch global bleibt die Herausforderung, Wachstums- und Transformationschancen unter zunehmend anspruchsvollen Rahmenbedingungen gezielt zu nutzen.

M&A-Experte Kengelbach ist sich sicher: „Wer Fusionen und Übernahmen als strategisches Instrument versteht, Erfahrung mit datenbasierten Entscheidungen verbindet und auf eine klare Integrationslogik setzt, wird in der kommenden Marktphase die besten Chancen auf nachhaltige Wertschaffung haben.“ Dabei tragen systematisches M&A-Know-how und standardisierte Prozesse messbar zur Wertschaffung bei. Unternehmen mit einer etablierten Transaktionsroutine erzielen im Schnitt einen zweijährigen relativen Total Shareholder Return (rTSR) von einem Prozent, während unerfahrene Käufer im Durchschnitt –7,5 Prozent verzeichnen. Zunehmend wichtig wird dabei der gezielte Einsatz von künstlicher Intelligenz und datengetriebenen Analysen: KI-gestützte Tools verbessern die Zielidentifikation, Due Diligence und Integrationsplanung – sie beschleunigen Entscheidungsprozesse und erhöhen die Informationsqualität. Entscheidend ist dabei nicht die Technologie selbst, sondern ihre Einbettung in bestehende M&A-Strukturen: „Unternehmen, die KI-basierte Analysen diszipliniert und methodisch einsetzen, können Risiken präziser bewerten und Transaktionen konsequenter auf Wertbeitrag ausrichten“, so Kengelbach.

(BCG vom 28.10.2025 / RES JURA Redaktionsbüro – vcd)


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