Zulieferern machen Lieferkettenverzögerungen besonders zu schaffen
Die Automobilindustrie hat sich der Analyse zufolge trotz der widrigen Bedingungen während der Corona-Pandemie und einhergehenden Lockdowns nach dem ersten Pandemiejahr relativ schnell stabilisiert. Allerdings belasten die anhaltenden Lieferkettenprobleme das Working Capital der Unternehmen. Insbesondere den Zulieferern machen die Volatilität der Märkte und die anhaltenden Verzögerungen in den Wertschöpfungsketten zu schaffen.
Die Umsätze steigen, die Kapitalbindungsdauer sinkt
Während die Umsätze der Autozulieferer zwischen 2017 und 2021 immerhin um 8% gestiegen sind, hat sich die Kapitalbindungsdauer im gleichen Zeitraum um sechs Tage erhöht – von 50 auf 56 Tage. Die für die Studie analysierten Automobilzulieferer haben insgesamt rund 170 Mrd. € an Kapital gebunden – Liquidität, die für Investitionen fehlt.
Zulieferer binden ihr Kapital immer länger
Insbesondere die Bestandsreichweite (Days Inventory On-Hand, DIO), also der Zeitraum zwischen Wareneingang und Warenausgang, hat sich bei den Zulieferern negativ entwickelt: Zwischen 2017 und 2021 ist diese Kennzahl um 14 Tage gestiegen – von 43 auf 57 Tage.
Die Forderungsreichweite (Days Sales Outstanding, DSO), das heißt die Spanne zwischen Rechnungsstellung und Zahlungseingang, ist ebenfalls leicht gestiegen und lag 2021 bei 70 Tagen (2017: 68 Tage). Die Reichweite der kurzfristigen Verbindlichkeiten ggü. Lieferanten (Days Payables Outstanding, DPO), also die Periode zwischen Rechnungsdatum und Bezahlung, liegt bei den Zulieferern nun bei 71 Tagen und damit zehn Tage über dem Wert aus dem Jahr 2017.
OEM verbessern ihr Working Capital Management
Besser sieht es bei den Herstellern aus: Diese konnten nicht nur ihre Erlöse zwischen 2017 und 2021 um neun% steigern. Gleichzeitig ist es ihnen gelungen, ihr Working Capital Management signifikant zu verbessern: Die Kapitalbindungsdauer bei den OEM sank, auch dank einer hohen Kundennachfrage, seit 2017 um fünf Tage von 19 auf 14. Die aktuellen Herausforderungen entlang der Lieferkette betreffen den Betrachtungszeitraum 2021 jedoch nur zum Teil, da sich die steigende Inflation und Energiekosten v.a. auf das laufende und folgende Geschäftsjahre auswirken werden.
Besonders die Bestandsreichweite steigt in Folge von Verzögerungen in den Lieferketten
Verschlechtert hat sich auch bei den Herstellern die Bestandsreichweite: Diese stieg um fünf Tage – von 39 auf 44. Die Forderungsreichweite ist im Vergleich zu 2017 jedoch leicht gesunken, von 29 auf 26 Tage. Die Reichweite der kurzfristigen Verbindlichkeiten (Days Payables Outstanding, DPO) ist im Vergleich zu 2017 von 49 auf 56 Tage gestiegen.
Wieso sich gutes Working Capital Management lohnt
Noch immer binden die analysierten Hersteller insgesamt jedoch 74 Mrd. € an Kapital in ihren Unternehmen. Aus Sicht der Studienautoren ist es aus mehreren Gründen sinnvoll, dieses gebundene Kapital durch operative Maßnahmen zu optimieren und freizusetzen – etwa, um Wachstums- und Technologie-Strategien oder die Digitalisierung zu finanzieren und somit die langfristige Wettbewerbsfähigkeit sicherzustellen.
Optimierung des Working Capital bietet Vorteile
Firmen, denen es gelingt, operativ gebundenes Kapital optimal zu verwenden, steigern nicht nur ihren Unternehmenswert, sondern können auch schneller und effizienter auf Disruptionen in den Lieferketten, Preissteigerungen und Herausforderungen im Sektor zu reagieren, und ihre Schuldenlast in Zeiten steigender Zinsen besser managen, erklären die Autoren der Analyse.
Um die Transparenz und operative Performance des Working Capital Management zu erhöhen und Cash zu optimieren, helfen aus Sicht der Studienautoren vor allem Technologien wie Data Analytics Tools, Process Mining sowie digitale Working Capital Management Lösungen.
Die PwC-Analyse zum Working Capital Management im Automotive Sector 2022 gibt es hier zum Download.
(Pressemitteilung PwC vom 27.09.2022)