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11.07.2017

Anlageneffizienz als Wettbewerbsvorteil nutzen

Autokonzerne auf der Überholspur

Sachanlagen wie Gebäude, Maschinen oder Betriebsausstattungen sind die Basis, auf der Unternehmen ihre Erträge erwirtschaften. Unternehmen nutzen ihre Sachanlagen aber z.T. sehr ineffizient und erwirtschaften daher nur sehr niedrige Erträge pro gebundenem Euro.

Sachanlagen wie Gebäude, Maschinen oder Betriebsausstattungen sind die Basis, auf der Unternehmen ihre Erträge erwirtschaften. Entsprechend summiert sich ihr Wert weltweit auf 550 Billionen Euro. Doch nicht immer werden solche Sachanlagen (Assets) effizient genutzt: Im Durchschnitt erwirtschaftet ein Unternehmen für jeden Euro, den es in sein Anlagevermögen investiert hat, 2,50 Euro an Umsatz. Doch die Unterschiede sind große: Wer sich besonders um ein effizientes Sachanlagen-Management kümmert, kommt auf einen Umsatz von 7,80 Euro, dreimal so viel wie der Durchschnitt. Andere Unternehmen hingegen nutzen ihre Sachanlagen sehr ineffizient und erwirtschaften daher nur sehr niedrige Erträge pro gebundenem Euro.

Dies ist das Ergebnis der Studie „The asset efficiency game – Making the most of tangible investments“, für die Experten von Roland Berger 150 international tätige Unternehmen aus verschiedenen Branchen analysiert haben. Zudem empfehlen sie konkrete Maßnahmen, um die Effizienz der Sachanlagen zu verbessern.

„Die effiziente Nutzung des Anlagevermögens ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor für alle kapitalintensiven Unternehmen, zum Beispiel aus der Energiewirtschaft, der chemischen Industrie oder dem Maschinenbau“, erklärt Ralph Büchele, Partner von Roland Berger. Doch nur jedem vierten Unternehmen gelingt es, seine Sachanlagen optimal und dauerhaft an Veränderungen von Geschäftsmodell oder Markt anzupassen. Wer das nicht schafft, verzichtet nicht nur auf mögliche Erträge, sondern setzt sich auch Risiken aus. „Häufig erfordern technologische Fortschritte, veränderte Kundenanforderungen oder neue Wachstumsmärkte kapitalintensive Investitionsentscheidungen für neue oder veränderte Produktionsanlagen und -gebäude“, sagt Büchele. „Wer nicht flexibel ist und dann agieren kann, wenn es nötig wird, der gerät in die Asset-Falle: starre Kosten- und Anlagenstrukturen führen zu rückläufigen Ertrags- und Rentabilitätskennzahlen, der dringend notwendige Handlungsspielraum wird noch kleiner.“

Die meisten Unternehmen sind „Risikoträger“

Für ihre Studie haben die Roland Berger-Experten das Anlagevermögen und die Umsätze von 150 international tätigen deutschen Konzerne im Zeitraum 2012 bis 2016 analysiert und ins Verhältnis gesetzt. Daraus ergaben sich vier Kategorien von Unternehmen. Die erste sind die „Effizienzgewinner“: Bei ihnen sind die Erträge im Beobachtungszeitraum schneller gewachsen als der Wert ihrer Sachanlagen. Sie haben also die Anlageneffizienz gesteigert – eine wichtige Voraussetzung für den langfristigen Erfolg. Zu dieser Gruppe gehört allerdings nur ein Viertel der analysierten Unternehmen, vor allem aus Branchen, deren Märkte ein stetiges moderates Wachstum erleben, zum Beispiel die Elektro- oder die Maschinenbauindustrie.

Zu den 25 Prozent „Effizienzgewinnern“ kommen weitere 16 Prozent der analysierten Unternehmen, die ihre Effizienz steigern konnten und in die Gruppe „agile Anpasser“ eingestuft wurden: Sie finden sich vor allem in Märkten, die langsam schrumpfen, zum Beispiel regionale Flughäfen, oder in Branchen, die bereits massive Einschnitte umgesetzt haben, wie die konventionelle Energieerzeugung. Sie schafften es im Beobachtungszeitraum, ihr Sachanlagen-Portfolio schneller zu reduzieren als ihre Erträge sanken. „Die ‚agilen Anpasser‘ zeigen, dass Unternehmen auch in schrumpfenden Märken ihre Sachanlageneffizienz steigern und erfolgreich wirtschaften können“, sagt Büchele. „Dies gelingt ihnen, indem sie die Kapitalintensität massiv reduzieren, auf neue Leistungsangebote setzen und verstärkt alternative Finanzierungsinstrumente nutzen.“

Die beiden verbleibenden Kategorien umfassen Unternehmen, deren Sachanlagen-Effizienz im Beobachtungszeitraum abgenommen hat. Die erste sind die „Risikoträger“: Sie haben in Erwartung zukünftigen starken Wachstums ihre Sachanlagen-Basis zu schnell ausgebaut. Dies bedeutet ein erhebliches Risiko. Problematisch dabei: Zu dieser Risikogruppe gehören 38 Prozent – und somit die Mehrheit – der analysierten Unternehmen. Viele davon kommen aus Branchen, die in den vergangenen Jahren ein schnelles Marktwachstum erlebt haben, zum Beispiel die Autoindustrie oder die Bauwirtschaft. So haben viele Automobilunternehmen angesichts von rekordverdächtigen Verkaufszahlen in den vergangenen Jahren massiv in neue Produktionskapazitäten investiert. Doch ein verändertes Mobilitätsverhalten oder der Durchbruch der Elektromobilität könnte die Nachfrage in Zukunft eher zurückgehen und Überkapazitäten in konventionellen Antriebstechnologien entstehen lassen.

Die letzte Gruppe sind die „Nicht-Anpasser“. Sie leiden einerseits unter schrumpfenden Märkten, während gleichzeitig aufgrund langfristiger Investitionsentscheidungen der Wert ihrer Sachanlagen im Betrachtungszeitraum noch weiter gestiegen ist. Damit verschlechterte sich ihre Kapitalrentabilität massiv. Betroffen sind davon 15 Prozent der analysierten Unternehmen, unter anderem aus der Öl- und Gasindustrie. „Sie stecken bereits in der Asset-Falle“, sagt Büchele.

Handlungsoptionen für betroffene Unternehmen

„Wie unsere Analyse zeigt, tun sich viele Unternehmen schwer damit, ihre Anlagen-Effizienz hoch zu halten“, sagt der Experte. „Wenn dann das eingeplante Wachstum doch nicht eintritt, sich die Marktnachfrage in andere Regionen verschiebt oder disruptive Technologien wie Biotechnologie, Elektromobilität oder erneuerbare Energien die Märkte umkrempeln, kann das Unternehmen nicht schnell genug reagieren. Dann belastet eine nicht angepasste Anlagenstruktur Umsatz und Gewinn – mit fatalen Folgen.“

Die Experten von Roland Berger haben daher vier Transformationsfelder erarbeitet, in denen Unternehmen aktiv werden sollten, um den Wertbeitrag ihres Anlagevermögens abzusichern oder zu erhöhen: Das erste Feld ist die Asset-Strategie, hier sollten vor allem die „Nicht-Anpasser“ handeln und die Nutzung, Erweiterung und Modernisierung des Anlagenportfolios orientiert an der Unternehmensstrategie ausrichten. Der zweite Ansatz betrifft den Betrieb der Anlagen: Dabei geht es darum, die Qualität und Leistungsfähigkeit der Anlagen zu verbessern, Stillstands- und Rüstzeiten zu verringern und den Durchsatz zu erhöhen. „Hier besteht vor allem für ‚Risikoträger‘ Handlungsbedarf“, sagt Büchele. „So bietet beispielsweise eine optimierte Instandhaltungsstrategie erhebliche Potenziale zur Senkung der Kosten und Steigerung der Verfügbarkeit.“

Der dritte Handlungsbereich ist die Optimierung der Finanzierung, um die Kapitalkosten zu senken. Dazu gehört, neben bestmöglichen Kreditkonditionen auch öffentliche Förderungen zu nutzen und gegebenenfalls rechtzeitig zu refinanzieren. Dieses Handlungsfeld ist vor allem für „Effizienzgewinner“ interessant, da sie damit ihre Sachanlageneffizienz noch weiter steigern können. Als vierte Möglichkeit nennt die Studie schließlich die Betrachtung der Anlagenintensität: Wenn Produktionsprozesse optimiert und Nicht-Kernprozesse outgesourced werden, können Sachanlagen wie Gebäude und Maschinen rückgebaut oder verkauft werden.Damit lässt sich das in Anlagen gebundene Kapital langfristig reduzieren. Dies empfiehlt sich vor allem für die „agilen Anpasser“.

„Das Thema Anlagen-Effizienz entscheidet in vielen Branchen mit über Erfolg oder Misserfolg“, zieht Roland Berger-Experte Büchele Resümee aus der Studie. „Unternehmen sollten daher stets so handeln, dass sie die Asset-Falle sicher umgehen – und zwar unabhängig davon, ob sie sich gerade in einer Boomphase befinden oder im Abwärtstrend stecken. Denn Wirtschaftszyklen laufen heute schneller und unvorhersehbarer als früher.“

(Pressemitteilung Roland Berger vom 04.07.2017)


Redaktion

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