26.06.2019

Immer mehr DAX-Aktien in ausländischer Hand

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Corporate Finance

Deutsche Anleger haben wenig vom Dividenden-Rekord der DAX-Konzerne. Von den 36,5 Mrd. Euro, die die DAX-Konzerne in diesem Jahr ausschütten, fließen gerade einmal 12,5 Mrd. Euro an deutsche Anteilseigner – ein Rückgang um 0,4% gegenüber dem Vorjahr. An ausländische Investoren überweisen die DAX-Konzerne hingegen 19,8 Mrd. Euro – 4,8% mehr als im Vorjahr, so die Ergebnisse einer aktuellen Analyse der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY zur Aktionärsstruktur der im Deutschen Aktienindex (DAX) gelisteten Unternehmen. Bei den übrigen 4,2 Mrd. Euro lässt sich die Nationalität der Investoren nicht ermitteln.
Der Grund für die steigenden Dividendenzahlungen an ausländische Anleger: Ausländische Investoren haben ihr Engagement im DAX im vergangenen Jahr weiter erhöht. Derzeit befindet sich mehr als jede zweite Aktie eines DAX-Unternehmens in ausländischen Depots: 55% der Aktien lassen sich ausländischen Investoren zuordnen, vor einem Jahr lag der Anteil bei 54,5%. Investoren aus Deutschland hielten im Schnitt 33,2% der Anteile – ein Rückgang um 1,1 Prozentpunkte. Nicht zuordnen lassen sich derzeit 11,8% der DAX-Anteile.
Nordamerikanische Investoren steigern ihr Engagement im DAX
Aktuell liegen bei den Unternehmen, die entsprechende Angaben machen, durchschnittlich 26,2% der Aktien in den Depots von Investoren aus dem europäischen Ausland – das sind 1,4 Prozentpunkte weniger als im Vorjahr – und 22,3% bei nordamerikanischen Investoren, was einem Zuwachs um 0,2 Prozentpunkten entspricht.
Deutsche Anleger haben wenig vom Dividenden-Rekord der DAX-Konzerne
Die meisten DAX-Konzerne sind inzwischen globale Unternehmen mit Hauptsitz in Deutschland – nur noch etwa ein Viertel des Umsatzes wird in Deutschland erwirtschaftet, stellen die Studienautoren fest. Angesichts dieser weltweiten Aufstellung und der wichtigen Rolle, die deutsche Top-Unternehmen auf bedeutenden ausländischen Märkten spielen, liege es nahe, dass ausländische Investoren inzwischen sehr stark im DAX engagiert seien. Bedauerlich sei allerdings, dass somit ein Großteil der hohen Dividendenausschüttungen der DAX-Konzerne ins Ausland fließen und nicht heimischen Anlegern zu Gute kommen. Bei der Aktienquote in Deutschland gebe es noch viel Luft nach oben. Mit einem größeren Engagement bei deutschen Blue Chips könnten deutsche Anleger stärker von den hohen Ausschüttungen profitieren.
Dass das Engagement ausländischer Investoren trotz der zuletzt teils enttäuschenden Geschäftsentwicklung gestiegen ist, werten die Autoren der Studie als Vertrauensbeweis in die Zukunftsfähigkeit der Unternehmen. Im vergangenen Jahr lief es nicht rund für viele DAX-Unternehmen. Der Gesamtumsatz stieg nur noch um 1%, der operative Gewinn sank um 7%. Gerade die Industrie – der Maschinenbau, die Autoindustrie – befinden sich laut der Studie in einem tiefgreifenden Umbauprozess, der mit steigenden Investitionen, sinkenden Margen und rückläufigen Dividendenzahlungen einhergeht. Dennoch erhöhten ausländische Anleger ihr Engagement bei allen vier Automobil- bzw. Zulieferunternehmen im DAX.
Mehrzahl der Unternehmen mit steigendem Auslandsanteil
Bei fünf DAX-Unternehmen sind gemäß den aktuellen Geschäftsberichten mehr als 70% der ausgegebenen Aktien in ausländischer Hand (Adidas, Deutsche Börse, Linde, Infineon und Bayer), insgesamt 19 Unternehmen sind zu mindestens 50% im Besitz ausländischer Aktionäre. Den geringsten Anteil ausländischer Aktionäre weisen Henkel und Lufthansa auf, mit nur 26 bzw. 30%. Im Vergleich zum Vorjahr stieg der Anteil ausländischer Investoren bei sechzehn DAX-Konzernen, bei zehn Unternehmen ist er hingegen gesunken – zu den übrigen Unternehmen liegen keine entsprechenden Informationen vor.
Besonders stark zugelegt hat der Anteil ausländischer Anteilseigner bei Merck (plus sieben Prozentpunkte) und Adidas (plus sechs Prozentpunkte), während die Deutsche Börse den stärksten Rückgang (um sechs Prozentpunkte) verzeichnete.
Langfristig gestiegenes Engagement ausländischer Investoren
Vor allem der Mehrjahresvergleich zeigt das erheblich gestiegene Engagement ausländischer Anleger im DAX-Segment: Bei den 22 Unternehmen, von denen vergleichbare Angaben für das Jahr 2005 vorliegen, stieg der Anteil ausländischer Anteilseigner von durchschnittlich 48% im Jahr 2005 auf 58% im Geschäftsjahr 2018.
Die zunehmende Bedeutung ausländischer Aktionäre spiegele sich derzeit noch nicht vollständig in den Aufsichtsgremien der meisten DAX-Konzerne wider, stellen die Studienautoren fest. Obwohl die Mehrzahl der DAX-Aktien in ausländischem Besitz sei, waren im vergangenen Jahr nur 29% der DAX-Aufsichtsratsmitglieder auf der Kapitalseite Ausländer. Gerade angesichts der wirtschaftlichen, rechtlichen und politischen Risiken, mit denen deutsche Unternehmen auf ausländischen Märkten zunehmend konfrontiert seien, sei eine stärkere Internationalisierung der Aufsichtsratsgremien sinnvoll. Die deutschen Unternehmen mit ihrer starken Ausrichtung auf ausländische Märkte seien darauf angewiesen, die dortigen Chancen und Risiken gut einschätzen zu können. Da könnte sich zusätzliche internationale Kompetenz im Management und in den Aufsichtsorganen positiv auswirken, so das Fazit der Studie.
Die Studie „Wem gehört der DAX?“ finden Sie hier zum Download.
(Pressemitteilung EY vom 26.06.2019)


Redaktion

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