Durch die Mischung aus hoher Inflation, anziehenden Zinssätzen und einer insgesamt angespannten wirtschaftlichen und geopolitischen Lage sind die Deal-Aktivitäten mit Private-Equity-Beteiligung rückläufig. Im Gesamtjahr 2022 fanden 2544 PE-Transaktionen statt. Das sind 19 % weniger als im Vorjahr. Der Gesamtwert der Deals fiel dagegen nur um 4 % und lag mit 208,6 Milliarden Euro weit über den Durchschnittswerten vor der Pandemie.
Zu diesen Ergebnissen kommt der „Private Equity Trend Report 2023“ der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC Deutschland. Für die Studie hat PwC 250 Führungskräfte europäischer PE-Firmen befragt, die jeweils über mindestens 250 Millionen Euro an verwaltetem Vermögen verfügen.
„Mit Blick auf die gewaltigen Herausforderungen, vor der die Weltwirtschaft in Folge des Kriegs in der Ukraine und der allgemeinen wirtschaftlichen Abkühlung steht, hat sich die Private-Equity-Branche 2022 gut behauptet. Die Aktivitäten haben sich auf dem vor-pandemischen Niveau eingependelt“, sagt Steve Roberts, Leiter des Bereichs Private Equity bei PwC Deutschland.
PE-Transaktionen in DACH gehen besonders stark zurück
Deutschland, Österreich und die Schweiz waren vom Rückgang der PE-Transaktionen allerdings besonders stark betroffen: 2022 fanden im DACH-Raum insgesamt 437 PE-Transaktionen statt – rund ein Drittel weniger als im Vorjahr (679). Mit Blick auf den Gesamtwert der Deals war der Einbruch noch deutlicher zu spüren: Dieser ging um 52 % zurück auf 18.1 Milliarden Euro. Der Gesamtwert der Private-Equity-Deals ist 2022 stärker eingebrochen als die Anzahl an Transaktionen.
Deutschland zählt allerdings nach wie vor zu den aktivsten Übernahmemärkten: 13 % aller Transaktionen fanden hierzulande statt (Platz 3). Das sind jedoch drei Prozentpunkte weniger als im Vorjahr. Angeführt wird die Rangliste von Frankreich (23 %), gefolgt vom Vereinigten Königreich und Irland (21 %). „Deutschland wird auch in Zukunft attraktiv bleiben für Investoren“, ist Steve Roberts überzeugt. So wollen 93 % der Investoren, die bereits Investments in Deutschland getätigt haben, dies auch weiterhin tun. Laut Studie sind 83 % der Befragten der Ansicht, dass Deutschland ein guter Standort für PE-Aktivitäten ist. Bei der Frage, welche Region in den kommenden fünf Jahren an Attraktivität für PE-Investitionen gewinnen wird, landet Deutschland mit 68 % auf dem dritten Platz hinter dem Vereinigten Königreich (81 %) und den USA (76 %).
Investoren haben ESG-Richtlinien etabliert
Bei einem weiteren Thema herrscht Konsens unter den PE-Investoren: Ausnahmslos alle Befragten geben an, dass sie mittlerweile über eine Richtlinie für verantwortungsvolle Investitionen verfügen sowie Werkzeuge etabliert haben, um diese Guidelines auch umzusetzen. 2021 lag dieser Anteil bei 77 %. Knapp zwei Drittel (64 %) nutzen und tracken ESG-spezifische KPIs für alle Portfolio-Unternehmen. Dazu zählen etwa der CO2-Fußabdruck, der Wasserverbrauch oder Kennzahlen zu Diversität und Inklusion. 2021 lag dieser Anteil erst bei 17 %. „Bei den PE-Firmen wächst die Überzeugung, dass der Fokus auf Umwelt, Soziales und Governance auch der finanziellen Performance zuträglich ist“, so Roberts. 71 % stimmen der Aussage zu, dass der ROI von ESG die Kosten übersteigt; noch vor einem Jahr waren erst 36 % der Befragten dieser Meinung.
(pwc vom 04.04.2023 / Viola C. Didier, RES JURA Redaktionsbüro)