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26.02.2024

Gender Investment Gap: Startup-Gründerinnen erhalten viel weniger Geld als Männer

Ein Grund für die Gender Investment Gap ist der erkennbar unterschiedliche Sektor-Fokus von Gründerinnen und Gründern.

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©BachoFoto/fotolia.com

„Gender Pay Gap“ auch bei Deutschlands Gründerinnen: Startups, die von einem Team auf die Beine gestellt wurden, das ausschließlich aus Frauen besteht, erhielten im vergangenen Jahr nur einen Bruchteil der Summe, die an Jungunternehmen mit rein männlichen Gründungsteams floss. Konkret: 102 Millionen Euro gingen an Startups mit einem rein weiblichen Gründungsteam – das sind 2 % des insgesamt investierten Risikokapitals. Umgekehrt erhielten Startups, die nur von Männern gegründet wurden, 87 % des Kapitals, das entspricht 4,9 Milliarden Euro. Der Rest – 608 Millionen Euro – ging an Startups, in denen sowohl Männer als auch Frauen das Gründungsteam bilden.

Je größer die Finanzierungsrunden, desto kleiner ist der Frauenanteil

Besonders deutlich wird diese Diskrepanz, wenn man die Diversität innerhalb der Startup-Gründungsteams in Relation zu der Größe der Finanzierungsrunden betrachtet: So lag der Frauenanteil bei allen Startups, die im vergangenen Jahr neues Kapital erhielten, bei 12,2 %. Bei den Jungunternehmen, die eine Finanzierung von mindestens 50 Millionen Euro erhielten, betrug der Frauenanteil in den Gründungsteams hingegen nur 1,8 %. Die Auswertung zeigt: Je größer die Finanzierungsrunden, desto kleiner ist der Frauenanteil. Insgesamt zählten die Gründungsteams der Startups, die 2023 in Deutschland mindestens eine Finanzierungsrunde verzeichneten, 1.950 Personen – 237 davon waren Frauen.

Viele Gründe, Trend aber positiv

Das zeigt das Startup-Barometer der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY (Ernst & Young) mit dem Fokus auf Gründerinnen. Als Startups werden dabei grundsätzlich Unternehmen gewertet, die nicht älter als zehn Jahre sind. Unternehmen, bei denen sich die Zusammensetzung des Gründungsteams nicht recherchieren ließ, flossen nicht in die Analyse ein. „Wir sehen hierzulande bei der Startup-Finanzierung eine massive Gender Investment Gap“, sagt Dr. Thomas Prüver, Partner bei EY. Die Gründe hierfür seien vielfältig und vielschichtig: „Zum einen sehen sich Frauen in der Wirtschaftswelt nach wie vor größeren Herausforderungen gegenüber als Männer. Dabei spielen auch im Jahr 2024 noch traditionelle Rollenbilder eine Rolle.“

Fakt ist allerdings auch: Der Anteil von Startup-Gründerinnen ist in den vergangenen zehn Jahren stetig gestiegen. Das sei zwar noch ein schwacher, aber immerhin positiver Trend, der sich hoffentlich verstärken werde, so Prüver: „Je mehr Beispiele es von erfolgreichen Gründerinnen gibt, desto mehr ambitionierte Jungunternehmerinnen werden ihnen folgen – und damit das Startup-Ökosystem, das sich aktuell ohnehin in einem Umbruch befindet, wirtschaftlich weiter verstärken.“

Ein weiterer Grund für die Gender Investment Gap ist der erkennbar unterschiedliche Sektor-Fokus von Gründerinnen und Gründern. So ist der Anteil von Gründerinnen in vier der fünf nach Finanzierungssummen Top-Sektoren im Jahr 2023 nur unterdurchschnittlich – und das zum Teil deutlich. Während der Frauenanteil bei Software&Analytics noch bei 10 % liegt, sind es im Bereich Energy gerade einmal 2 %. In den Sektoren Mobility sowie Media&Entertainment und FinTech beträgt er jeweils 6 %.

Gesundheitsbranche mit dem größten Gründerinnenanteil

Am stärksten vertreten sind Gründerinnen dagegen in der Gesundheitsbranche, hier ist fast jedes vierte Gründungsmitglied (24 %) weiblich. Auch in den Bereichen Recruitment (20 %), AdTech (18 %) und E-Commerce (17 %) ist der Frauenanteil überdurchschnittlich hoch. Prüver: „Generell erhalten Startups, die auf dem Knowhow aus dem MINT-Bereich basieren, deutlich mehr Kapital als andere Jungunternehmen. Besonders deutlich zeigt sich das bei den Technologie-Startups, die aktuell überdurchschnittlich viel Kapital einsammeln. Und gerade hier sind Frauen in den Gründungsteams deutlich unterrepräsentiert.“

Dies hängt wohl auch damit zusammen, dass Frauen sich bei der Studienfachwahl sehr viel seltener für ein MINT-Fach entscheiden. Allerdings: Zwar sind noch immer zwei von drei Studierenden in den Fächern Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik Männer. Die Anzahl der Studentinnen hat sich aber in den vergangenen 20 Jahren laut Statistischem Bundesamt mehr als verdoppelt – auch wenn zuletzt wieder leichte Rückgänge zu verzeichnen waren. Generell betrachtet sei dies trotzdem ein wichtiges Signal, so Prüver, denn: „Ich rechne fest damit, dass die Zahl der Gründerinnen in MINT- Sektoren weiter steigen wird – und sich in der Folge auch die ,Gender Investment Gap‘ Stück für Stück schließen wird.“

(EY vom 23.02.2024 / RES JURA Redaktionsbüro)


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