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10.07.2020

Wie die Corona-Krise die Prioritäten von Unternehmen verschiebt

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©Kateryna Kon/123rtf.com

Die Corona-Krise bremst die Konjunktur weltweit und bringt sehr viele Unternehmen in schwieriges Fahrwasser. In den meisten Branchen stellen sich die Top-Entscheider darauf ein, noch länger im Krisenmodus zu operieren. Umsätze dürften auch 2021 noch unter dem Vorkrisenniveau sein, so die Prognose. Für besonders stark betroffene Wirtschaftszweige wie die Automobilindustrie wirkt die Krise als Katalysator für bereits in Gang gesetzte Transformationen. Das Thema Nachhaltigkeit dagegen gerät angesichts der Krise ins Hintertreffen der Managementagenda.

Dies sind Ergebnisse einer Umfrage der Managementberatung Horváth & Partners unter mehr als 200 Vorständen und Geschäftsführern.

Die stärksten Umsatzeinbrüche im Vergleich zum Vorjahr laufen im ersten Halbjahr 2020 auf, so die Prognose der Geschäftsführer und Vorstände. Auch im zweiten Halbjahr dürfte weiter ein Minus in den Büchern stehen. Im Schnitt erwarten die Unternehmenslenker im Jahr 2020 acht Prozent weniger Erlöse als im Vorjahr. Und auch die Prognose für das Jahr 2021 weist ein Minus von zwei Prozent gegenüber 2020 aus. Die Top-Entscheider rechnen demnach nicht vor 2022 mit dem Wiedererreichen des Vorkrisenniveaus.

Umsätze auf Talfahrt

Am stärksten betroffen sind die Automobilindustrie, der Maschinen- und Anlagenbau, der Öl- und Chemiebereich sowie die Transport-, Reise- und Logistikbranche. Für den Automotive-Bereich rechnen die Verantwortlichen im ersten Halbjahr mit Umsatzeinbrüchen von rund einem Drittel im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Im Maschinen- und Anlagenbau, für Öl und Chemie sowie für Transport und Logistik prognostizieren die Manager ein Minus zwischen 15 und 20 Prozent. Zwar dürften die Geschäfte im zweiten Halbjahr etwas anziehen und die Umsätze etwas aufholen, aber dennoch erwarten Vorstände und Geschäftsführer fast aller Branchen für das Gesamtjahr einen Rückgang gegenüber dem Vorjahr, in der Automobilbranche sogar ein Minus von immer noch 17 Prozent.

Digitalisierung ganz oben auf der Agenda

Auch im Krisenmodus bleibt die Digitalisierung des Geschäfts und der Abläufe die Top-Priorität. 62 Prozent der befragten Vorstände und Geschäftsführer ist die Digitalisierung „sehr wichtig“, weiteren 30 Prozent „wichtig“ – und das sehr homogen über alle Branchen. „Es überwiegt die langfristige strategische Sicht auf die Chancen der Digitalisierung gegenüber kurzfristigen Krisenreaktionen. Das liegt auch daran, dass in der akuten Krisensituation die Vorteile der Digitalisierung an vielen Stellen noch greifbarer wurden“, erklärt Dr. Ralf Sauter, Partner im Bereich Industrial Goods & High Tech bei Horváth & Partners. „Es zeigt sich allerdings, dass für die Digitalisierungsprojekte das Kosten-Nutzen-Verhältnis in den Fokus rückt und das Portfolio der Digitalisierungsprojekte komplett repriorisiert wird.“

In der Krise Kosten runter

An zweiter Stelle steht für die Geschäftsführer und Vorstände die grundlegende Anpassung ihrer Kosten- und Ergebnisstruktur. Für 45 Prozent der Befragten hat dies angesichts der wirtschaftlichen Talfahrt eine sehr hohe Bedeutung, in der krisengeschüttelten Automobilbranche sogar oberste Priorität. „In der Automobilindustrie und im Maschinen- und Anlagenbau wirken die großen Einbrüche wie ein Katalysator für bereits in Gang gesetzte Transformationen“, sagt Sauter.

Investitionen in die Mitarbeiter

Trotz der angespannten wirtschaftlichen Lage verlieren Unternehmen ihre Mitarbeiter nicht aus dem Blick: 35 Prozent sind die Beschäftigten sehr wichtig, das Thema steht an dritter Stelle der Prioritätenliste. „Für Unternehmen und Mitarbeiter hat die Krise auch zum Gewinn neuer Erkenntnisse und Erfahrungen geführt. Aus ihrer langfristigen Verankerung in der Firma ergeben sich große Potenziale“, sagt Heiko Fink, Partner im Bereich Strategy & Transformation bei Horváth & Partners. So sehen Manager auch beim Personal Effizienzeffekte: Homeoffice ermöglicht Einsparungen bei den Kosten für Büros, langfristig werden nicht mehr alle Mitarbeiter gleichzeitig am Firmenstandort sein. Außerdem fallen Reisekosten weg, seit Meetings und Geschäftstermine zunehmend virtuell organisiert werden. „Aber es geht nicht nur um Kosteneffizienz. Remote Work hat die Zusammenarbeit verändert, die positiven Ansätze gilt es nun auszubauen und in nachhaltige Vorteile umzuwandeln“, so Fink. Neue Arbeitsformen nehmen auch dem Kampf um Fachkräfte seine Schärfe. „Für Firmen in ländlichen Gegenden eröffnet sich ein weit größerer Bewerberpool, da mehr virtuell zusammengearbeitet wird. Investitionen in die Mitarbeiter müssen auch in angespannten Situationen Priorität haben – das haben die Unternehmen aus der Wirtschaftskrise 2008 gelernt“, erklärt Fink.

Krisenverlauf: U statt V

Weitere Vorhaben der Unternehmen stehen ganz im Zeichen der Krise: 42 Prozent der Befragten legen sehr hohen Wert darauf, den Liquiditätsspielraum nicht nur kurzfristig zu verbessern und stellen sich auf ein längerfristiges Krisenszenario ein. „Kaum einer rechnet mehr mit einem V-förmigen Verlauf der Krise. Ein U, möglicherweise sogar ausgedehnt zur Form einer Badewanne halten die Befragten für wahrscheinlicher. Deshalb arbeiten Firmenlenker weltweit an der Stabilität des Unternehmens“, sagt Dr. Ralf Sauter. Laut Umfrage findet es ein Drittel sehr wichtig, die Krise für eine Neuausrichtung der Strategie und des Geschäftsmodells zu nutzen.

Nachhaltigkeit wird zum Corona-Kollateralschaden

Nachhaltigkeit steht dagegen nur für ein Viertel der Unternehmenslenker in den oberen Rängen ihrer Prioritätenliste. Die Verwerfungen der Corona-Krise und der unsichere Ausblick haben das Thema verdrängt. „Die wirtschaftlichen Herausforderungen führen dazu, dass hier aktuell weniger investiert wird. In der Krise geht die Sicherung des Unternehmens und der Arbeitsplätze vor“, so Sauter.

(Pressemitteilung Horváth & Partners vom 09.07.2020)


Redaktion

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